Freitag, 12. November 2010

Bitte keine Furz-Apps mehr! Und keine Ungen, Heiten und Keiten!

Die Marketing-Coaches Förster & Kreuz haben ein schönes Kontrastbeispiel zum geschäftsüblichen Kanzleideutsch gefunden: „Wir haben im App Store mehr als 25.000 Apps. Wir brauchen keine Furz-Apps mehr. Wenn deine App nichts Nützliches kann oder nicht in irgendeiner Form dauerhafte Unterhaltung bietet, wird sie möglicherweise nicht zugelassen.“

Förster & Kreuz sagen es: "Eine klare Sprache ist der Schlüssel. Denn Sprache bestimmt das Denken: Eine klare Sprache mündet letztlich in klare Produkte, klares Design und klare Botschaften. Und daraus wird klarer Erfolg."

So ist es. Doch was hält so viele davon ab?


Dieses Brett hat ja schon Luther gebohrt, und wir Texter sind heute immer noch nicht durch, es ist kilometerdick. Es hat etwas mit einem elitären Dogma zu tun, das wir schon früh lernen: Schreibe niemals in der Umgangssprache, denn Umgangssprache ist pfui! Und es hat etwas mit Ängsten zu tun. Doch wovor haben die Leute eigentlich Angst?

Was passiert z.B., wenn ein Bahnmitarbeiter durchsagen soll, dass ein Zug wegen Bauarbeiten zu spät kommt? Sagt er: "Der Zug X kommt wegen Bauarbeiten leider später?" Nein, er sagt: "Aufgrund von Bauarbeiten kommt es zu Fahrplanunregelmäßigkeiten..." Die Zensur schlägt schon beim Wörtchen "wegen" zu. Sobald es offiziell wird, darf man nicht mehr "wegen" sagen, sondern muss "aufgrund" sagen. Warum bloß? Was läuft in diesem Moment in den Köpfen ab?

Was dabei herauskommt, erkennt man vor allem an den vielen Ungen, Heiten und Keiten: Substantiven auf -ung, -heit und -keit.

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Jens Jürgen Korff