Donnerstag, 14. Oktober 2010

Sprechen Sie Bahnhof?

Auch dies ist ein Text- und Usability-Problem!

Szene aus Jacques Tatis Film: "Les vacances de Monsieur Hulot" ("Die Ferien des Monsieur Hulot", 1953)

Wenn Sie sicher gehen wollen, dass Ihre Durchsage von niemandem verstanden wird, müssen Sie Folgendes tun:

  • niemals konkret sagen, für wen die Durchsage besonders wichtig ist
  • zuerst eine umständliche Begründung geben und erst dann sagen, was passiert ist ("Aufgrund von Bauarbeiten auf der L 978c zwischen Niederkammerbach und Oberbettingen-Bumsfeld kommt es zurzeit..."),
  • möglichst nur Substantive und möglichst keine Verben benutzen; am besten funktionieren Substantive auf -ung ("Zur Beachtung: Eine Erklärung zur Begründung der Aufschiebung der Aufhebung der Umleitung...")
  • klare Worte wie "Verspätung" oder "fällt aus" tunlich vermeiden und durch schwammige, bürokratische Begriffe ersetzen ("kommt es zu Fahrplanunregelmäßigkeiten")
  • niemals jene Fahrtziele nennen, zu denen die meisten Fahrgäste gerade hinreisen wollen, sondern stattdessen einen möglichst wenig bekannten Bahnhof davor oder dahinter (z. B. nicht Ahlen, sondern Neubeckum; nicht Detmold, sondern Altenbeken; nicht Höxter, sondern Ottbergen)
  • das wichtigste Wort stets in der Mitte eines längeren Satzes verstecken, wo es am leichtesten überhört wird
Haben Sie noch weitere Tipps aus leidvoller Erfahrung? Bitte nutzen Sie die Kommentarfunktion!

1 Kommentar:

  1. Dieser und (andere) Monsieur Hulot-Filme sind immer noch aktuell, sowohl, was die Informationspolitik der Bahn betrifft, als in Bezug auf den uneffizienten Sprachgebrauch im Allgemeinen.

    Hoppla, falsch. Jetzt habe ich doch gleich eine ganze Menge der gerade genannten Fehler eingebaut.

    Ist das besser: Monsieur Hulot ist lustig, weil wir dabei über uns selber lachen.

    Ich finde, es ist extrem schwer, mit einfachen Worten etwas Wesentliches zu sagen. Aber es macht Spaß, siehe Monsieur Hulot.

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für Ihren Kommentar! Ich schalte ihn in Kürze frei, wenn er zum Thema des Artikels passt.
Mit freundlichen Grüßen
Jens Jürgen Korff