Sonntag, 20. März 2011

Zeit für einen neuen Begriff: unternehmensnahe Industrien

In aller Munde ist ein merkwürdiger Doppelbegriff. Er lautet: "unternehmensnahe Dienstleistungen". Er soll der Tatsache Rechnung tragen, dass die deutsche Wirtschaft zu mittlerweile 70% im Dienstleistungsbereich stattfindet, mit steigender Tendenz. Dazu hier ein paar Daten der Dienstleistungsoffensive Baden-Württemberg. Merkwürdig an dem Begriff ist, dass er so tut, als seien Dienstleistungs-Unternehmen keine richtigen Unternehmen. Unternehmen im Sinne dieses Begriffes sind stets Industrie-Unternehmen, in deren Peripherie sich Dienstleister als Zulieferer befinden. Doch wie steht es mit dem umgekehrten Fall?

Schon längst gibt es viele Fälle, in denen ein Dienstleistungs-Unternehmen den Kern eines ganzen Wirtschaftsbereichs darstellt, um den sich u. a. Industrie-Unternehmen als Zulieferer gruppieren - also "unternehmensnahe Industrien", um im Bild des Begriffes zu bleiben. Drei Beispiele:
  • Telekommunikation. Im Kern stehen TK-Unternehmen wie Deutsche Telekom oder Arcor, also Dienstleister. Die industriellen Hersteller der nötigen Geräte und Infrastruktur bilden die Peripherie.
  • Medien. Im Kern stehen Medienunternehmen wie Bertelsmann/RTL oder Holtzbrinck, also Dienstleister. Industrielle Hersteller von Elektronikgeräten oder Papiermedien bilden die Peripherie.
  • IT. Im Kern stehen Software-Unternehmen wie Microsoft oder Google, also Dienstleister. PC-Hersteller bilden die Peripherie.
Auch das Verhältnis von Büromöbel- oder Dienstwagenherstellern zu Banken und Versicherungen könnte man so sehen.

Was meinen Sie dazu? Brauchen wir ein neues Bild von Wirtschaft?

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Jens Jürgen Korff